Eine grifflose Küche klingt paradox, ist aber durchaus praktisch. DeinKuechenplaner.de stellt die Vor- und Nachteile sowie die unterschiedlichen Formen und Systeme vor, mit denen sich eine Küche ohne Griffe an Schränken und Schubladen umsetzen lassen.
Vor über 50 Jahren erfunden – aber erst heute im Trend
Die ersten grifflosen Küchenschränke wurden bereits in den 1960er Jahren vom Küchenhersteller SieMatic entworfen, ihr Revival als Design-Trends und Stilelement ist aber noch relativ jung. Insbesondere moderne Küchen kommen selten ohne dieses Stilelement aus, wenn schnörkellose, geradlinige Fronten gefragt sind, die das minimalistische Design des Zeitgeistes unterstützen.
Eine Küche ohne Griffe muss allerdings nicht nur bei einem modernen Küchen-Design zum Einsatz kommen. Sie bietet eine tolle Möglichkeit, auch Echtholzküchen oder die Landhausküche als grifflose Küche neu zu interpretieren.
Besonderheiten der Küche ohne Griffe
Beim Küchenkauf steht für die Küchenschränke meist mehrere Griffform-Varianten zur Auswahl. Manche Küchengriffe lassen sich einfach austauschen, sodass du dem Erscheinungsbild dadurch ein Mini-Redesign verpassen kannst.
Dies ist bei der grifflosen Küche nicht der Fall. Umso wichtiger ist es hier, sich die gewünschte Optik und das Design der Küchenschränke und Korpusse sowie der Küchenfronten vorher genau zu überlegen.
Drei Systeme für die grifflose Küche
Für die Umsetzung gibt es drei verschiedene Varianten:
- Manuelle Öffnung mit Griffleiste oder Griffmulde
- Mechanische Öffnung per Druck („Tip-On“ oder „Push-to-Open“)
- Elektrische Öffnung per Sensor und Berührung („Serv-On“)
Bei der Wahl der richtigen Öffnungsmechanismen für deine Küche solltest du dir Gedanken darüber machen, welche Bedienungsart in für dich in deinem Alltag den höchsten Komfort bietet und auch die Nachteile sorgfältig abwägen.
1. Griffleiste oder Griffmulde
Für die manuelle Öffnung der Schränke und Schubladen gibt es verschiedene Lösungsansätze.
Als „echte“ grifflose Küche werden Küchenschränke bezeichnet, bei denen die Küchenfront über keinerlei Aussparung verfügt. Hierzu wird eine Mulde in den Korpus des Küchenschranks gefräst, in die eine Griffspur eingelassen wird. Das heißt: Die Schublade oder Schranktür wird von der Seite gefasst, um sie zu öffnen.
Andere Lösungen umfassen Griffleisten oder Griffmulden, wobei vor allem die Griffleiste aus Alu oder Edelstahl eine beliebte Variante ist, die auf verschiedene Art und Weise angebracht werden kann:
- In die Küchenfront wird (meist von oben) eine Griffmulde eingefräst. Diese wird lackiert, sodass die Fronten optisch ebenmäßig wirken.
- Griffschalen (auch Griffmuschel genannt) werden in die Front gefräst und Griffleisten von oben in den ausfrästen Teil der Küchenfront montiert. Bei beiden handelt es sich streng genommen um Griffe, sie lassen aber den Eindruck einer grifflosen Küche entstehen, da sie kaum nach vorne herausragen bzw. unter der Arbeitsplatte fast versteckt sind.
- Griffspuren werden direkt und ohne Fräsen auf die Front aufmontiert. Diese Variante hat Ähnlichkeit mit einer Griffmuschel und ist deutlich günstiger als Lösungen mit Griffmulden, Griffschalen oder Griffleisten.
- Außerdem gibt es noch die innen abgeschrägten, oberen Frontkanten. Die Front wird wie bei der Griffmulde direkt gefasst. Die Vorteile: Es gibt keine sichtbaren Fingerabdrücke und auch Geschirrspüler & Co. sind gut einsetzbar. Der Nachteil: Dreck wie Krümel gelangen rasch ins Innere der Schublade oder des Küchenschranks.
2. Mechanische Öffnung per Tip-On
Beim sogenannten „Tip-On“- oder „Push-to-Open“-Prinzip ist auf der Küchenfront kein Griff angebracht, sondern sie bildet eine geschlossene Einheit. Das wirkt ebenso elegant wie puristisch. Die Tür wird an einer bestimmten Stelle zum Öffnen angetippt und kann durchs einfache Zudrücken wieder geschlossen werden.
Da ein kleiner Magnet die Türen geschlossen hält, erleidet das System auch keinen Schaden, wenn die Schranktür oder Schublade mit der Hand aufgezogen wird.
Besonders praktisch ist bei Tip-On-Türen: Wenn du deine Hände voll hast, kannst du die Schränke und Schubladen auch mit einem beliebigen anderen Körperteil öffnen (Knie, Ellbogen, Stirn,…).
3. Elektrischer Türöffnung
Dank feiner Sensoren lassen sich Küchenschranktüren und Schubladen wie von magischer Hand durch einen leichten Fingerdruck öffnen. In der Regel ist bei diesem Öffnungsmechanismus dabei egal, an welcher Stelle die Fronten berührt werden, ein leichtes Antippen signalisiert dem Mechanismus, dass die Schublade herausgefahren werden soll.
Die beiden größten Nachteile der elektrischen Türöffnung sind dabei sicher die aufwendige Installation und die relativ hohen Kosten. Und bei einem Stromausfall funktioniert das System auch nicht mehr.
Vorteile und Nachteile der grifflosen Küche
Für eine Küche ohne Griffe an den Oberflächen entscheiden sich die meisten aus ästhetischen Gründen, denn ohne Griffe wirkt die Küche klar, elegant und minimalistisch. Andererseits gibt es tolle Möglichkeiten, eine Küche mit außergewöhnlichen Küchengriffen individuell zu gestalten. Neben der Optik gibt es weitere Aspekte, die spezifische Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Vorteile
- Die Fronten sind sehr einfach zu reinigen und es geht sehr viel schneller, die Küchenfronten sauber zu halten.
- Es gibt keine hervorstehenden Griffe, an denen man sich stößt oder hängenbleiben kann. Insbesondere in kleinen Küchen können Griffe zum Hindernis werden.
- Eine grifflose Küche ist kinderfreundlicher, denn die Kleinen können sich dann nicht den Kopf an hervorstehenden Griffen stoßen. Das verringert das Verletzungsrisiko erheblich. Zudem besteht nicht die Gefahr, dass die Kinder Küchengriffe nutzen, um sich daran hochzuziehen. Wenn die Griffe abbrechen, kann es teuer werden.
Nachteile
- Bei mechanischen und elektrischen Varianten kann sich die Tür versehentlich öffnen, wenn man sich dagegen lehnt.
- Die Fronten sind anfällig für Fingerabdrücke. Aufgrund der häufigen Berührung wirken die Küchenfronten schnell schmutzig.
- Die Öffnungssysteme benötigen oft Platz, sodass es weniger Stauraum gibt.
- Krümel und anderer Dreck verfangen sich gerne in den schmalen Griffmulden. Deren Reinigung ist oft aufwendig.
- Griffmulden und Griffleisten sind oft sehr schmal gestaltet. Sehr große Hände und auch lange Fingernägel können Schwierigkeiten beim Öffnen bereiten.
- Gerade mit fettigen Fingern kann die grifflose Küche auch mal zum Problem werden: In schmalen Griffmulden rutscht man ab. Bei Push-to-Open-Systemen können über die Zeit bei empfindlichen Materialien Schmutzstellen entstehen, die sich nicht mehr reinigen lassen.
- Ohne Griffe an den Oberflächen hast du in dem Raum weniger Möglichkeiten, optische Akzente zu setzen
Wäge gut ab, du deine Küche ohne Griffe willst, denn die Entscheidung später zu revidieren ist nur mit hohem Aufwand und hohen Kosten möglich.
Wenn du mehr Tipps rund um die Küchengestaltung benötigst, schau dich auch in unserem Artikel zum Küchenkauf oder in unserem Küchenmagazin um. Hier findest du unzählige Tipps rund um Küchenplanung, Kücheneinrichtung und Küchenstile.
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